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Fledermaus-Habitate

Fledermäuse jagen überwiegend im Luftraum, aber sie schlafen, paaren sich, ziehen ihren Nachwuchs auf und überwintern in Quartieren, in denen sie vor Beutegreifern, Zugluft, Nässe und Kälte geschützt sind. Die Quartiere sind so wichtig, daß Fledermäuse ohne sie keinen Lebensraum erschließen können.

1. Jagdreviere

Fledermausreviere: strukturreiche Landschaften ...   ... mit Bäumen und Hecken - und Weiher
Gesunde struktur- und insektenreiche Landschaft mit Bäumen und Hecken: Storch- und Fledermausrevier!   Naturnah bewirtschaftete Landschaft mit Weiher aus abendlicher "Fledermausperspektive"

Fledermäuse jagen wie insektenfressende Vögel in vielen verschiedenen Biotopen. Je nach Art werden Wälder, Karstgebiete, (Strauch-) Heiden, Wasserläufe, stehende Gewässer und Feuchtgebiete, Parks und Gärten, Streuobstwiesen und sogar Siedlungen bevorzugt. Fledermausarten mit langen schmalen Flügeln sind – wie entsprechend ausgestattete Vogelarten – auf den freien Luftraum über offener Vegetation spezialisiert, während in bzw. zwischen geschlossener Vegetation Arten mit kurzen breiten Flügeln jagen. Neben dem Vegetationstyp sind das Klima (also der Längengrad und die Höhe über dem Meeresspiegel) und die Erreichbarkeit geeigneter Quartiere für das Vorkommen einer Art ausschlaggebend.
    Als Nacht- und Dämmerungsjäger sind Fledermäuse viel schwerer zu beobachten als Vögel. Wer sie in Siedlungsnähe bei der Jagd beobachten möchte, sollte sich an warmen Sommerabenden zu einem Teich, Weiher oder See begeben und bei hereinbrechender Nacht gegen den noch leuchtenden Himmel schauen: Plötzlich sieht man sie lautlos und scheinbar ziellos über dem Wasser und Ufer flattern, aus dem Blickfeld verschwinden und wenig später wieder hinter einem Baum hervorkommen.

2. Sommerquartiere

Dieser Begriff ist etwas unscharf, denn er faßt drei Funktionen bzw. Quartiertypen zusammen.

Scheunenfirst   Fledermausziegel
Traditionelle landwirtschaftliche Gebäude bieten nicht nur Spatzen immer Spalten zum Einfliegen.   Für solche großen unvergitterten Lüftungsziegel sind die nächtlichen Insektenjäger dankbar.
 
Schieferverschalung   Eisenträger mit abgeplatztem Rost
Platz kann hinter einer Verschalung sein oder ...   ... im Gebälk, zwischen Balken und Mauer etc.

Während ortstreue Arten wie die relativ häufige Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) und Fledermäuse in Südeuropa die genannten Quartiere in enger Nachbarschaft suchen, legen wanderfreudige Arten in Nord- und Mitteleuropa größere Entfernungen zwischen ihnen zurück. Der Zug in ihre Winterquartiere kann sogar über 1.000 Kilometer weit sein.
    Als "unheimliche Schreckgespenster" können Fledermäuse plötzlich und unerwartet auch in der Wohnung auftauchen – etwa nach einem Kurzurlaub hinter einem gekippten Fenstern an den Gardinen hängend. In der Regel handelt es sich um Tagesquartiere, die bald wieder aufgegeben würden. Die Tiere sind bei näherer Betrachtung eigentlich nur "unheimlich" klein und harmlos und können, wenn sie dort unerwünscht sind, abends behutsam ausquartiert werden.

3. Winterquartiere

Quartiere sind für den Winterschlaf einer Fledermaus geeignet, wenn sie vier Bedingungen erfüllen:

  1. An der wärmsten Stelle darf die Temperatur nicht unter 0° C sinken – sonst können sich die Winterschläfer Erfrierungen zuziehen oder erfrieren. Die Höhle muß also tief genug sein.
  2. Die relative Luftfeuchtigkeit muß sehr hoch sein – mindestens 80%, besser 90%.
  3. Der Hang- bzw. Schlafplatz muß vor Zugluft geschützt sein.
  4. Die Wände und Decke müssen an der klimatisch günstigsten Stelle ausreichend rauh sein, damit die Krallen zum Aufhängen Halt finden.
Höhle in alter Eiche   Altes Kellergewölbe
Höhlen in alten, mächtigen Eichen eignen sich bei Wandstärken ab 10 cm auch als Winterquartiere.   Naturhöhlen, alte Kellergewölbe und Bunker sind gute Winterquartiere für Fledermäuse.

Fledermausarten, die ursprünglich in Naturhöhlen überwinterten, hatten lange Probleme, sich im Norden ihres Verbreitungsgebietes zu behaupten: Viele Höhlen waren im Winter zu kalt, die wenigen ausreichend tiefen und somit frostsicheren Höhlen wurden daher von vielen Arten und tausenden Tieren gleichzeitig genutzt. Menschliche Bauwerke brachten dann jahrhundertelang Erleichterung: Bergwerksstollen, Burgen und Kirchen, Bunker und Weinkeller ermöglichten einen Winterschlaf bei sicheren Plus-Graden. In alten Gebäuden hat man winterschlafende Fledermäuse hinter Grabplatten und Bildern, in Mauerrissen und Wandlöchern hinter dem Putz, zwischen Balken und Mauern, im Dachstuhl unter Dachsparren und an vielen weiteren Stellen in der Nähe des Menschen gefunden. Baumbewohnende Fledermäuse, die in tiefen Höhlen alter, mächtiger Bäume oder Felsspalten überdauern können, "eroberten" Hohlräume in dicken Mauern und Dachböden, die aufgrund der aufsteigenden Wärme des Hauses mehr oder weniger frostfrei bleiben.
    Diese fledermausfreundliche Zeit wurde im 20. Jahrhundert unterbrochen, als man begann, alte Stollen und Kellergewölbe als Gefahrenquellen zuzumauern, alte Bauwerke abzureißen oder zu "modernisieren" (also nach außen zu versiegeln) und Neubauten ohne Zugänge zu errichten, um den Wärmeverlust zu unterbinden. Gleichzeitig fielen einer ebenfalls "modernisierten" Forstwirtschaft die ökologisch so wichtigen uralten Baumriesen zum Opfer. Heute bedarf es großer Anstrengungen, um insbesondere den wärmeliebenden Arten das Überwintern in unseren Breiten zu ermöglichen.

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