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Fledermaus-Aufzucht

Ganz junge Fledermäuse geraten mit bzw. an ihrer verletzten oder toten Mutter in menschliche Hände, oder sie sind von der Decke gefallen und werden rechtzeitig geborgen. Sie sind bei der Geburt zwar kaum behaart, öffnen aber schon nach wenigen Tagen ihre Augen, fangen an zu laufen und zu klettern und bekommen ihr Fell. Nach den ersten 7–10 Tagen ist es daher schwierig, das Alter eines Findlings einzuschätzen; Laien schließen zudem oft aus der unerwartet geringen Körpergröße einer gefundenen Fledermaus, sie sei noch ein Jungtier.
    Trotz ihrer raschen anfänglichen Entwicklung (die eine große Futtermenge bedingt) werden junge Fledermäuse aber erst im Alter von 3–4 Wochen flugfähig und erst nach 5–6 Wochen entwöhnt. Wenn der Pflegling also mit Flugübungen anfängt, ist dies wieder ein Indiz für sein ungefähres Alter, und man muß noch ca. zwei Wochen Milch zufüttern. Da die Kindersterblichkeit in der Natur sehr hoch ist (bis 50%), muß man stets mit Enttäuschungen rechnen. Die folgenden Hinweise gehen davon aus, daß der Pfleger Nothilfe leistet, bis eine autorisierte Pflegestation gefunden ist, oder selbst die behördliche Genehmigung zur Aufzucht einer hilfebedürftigen Fledermaus besitzt.

Junge Zwergfledermaus leckt an der Flasche   Junge Zwergfledermaus mit Mehlwurm

1. Aufzucht

Fledermäuse sind Säugetiere, was bedeutet, daß sie als Baby gesäugt werden. Bevor sie also mit Insekten gefüttert werden können, müssen sie die Flasche bekommen. Dazu legt man sich den Säugling einfach in die hohle Hand, drückt ein wenig Milch aus der Spritze und schmiert diese ans Mäulchen. Das Jungtier beginnt bald zu lecken und später zu trinken. Fledermäuse haben in dieser Lebensphase Vertrauen in ihre Pfleger, sie laufen nicht weg und beißen nicht und reagieren auf die "Flasche" bzw. die Pinzette oder die Finger, die die Nahrung reichen.
    Vollständig behaarte Fledertierbabys erhalten zusammen mit der Milch zunächst kleine, aber zunehmend größere Insektenportionen: Man schneidet einen Mehlwurm in zwei Hälften, nimmt eine davon zwischen Daumen und Zeigefinger und drückt sie wie eine Zahnpastatube ins Fledermäulchen. Die Chitinhülle allerdings ist noch nichts für zahnlose Insektenfresserbabys und empfindliche Mägen. Wenn Durchfall auftritt, kann man versuchen, mit etwas magerem Bio-Joghurt gegenzusteuern – in hartnäckigen Fällen auch mit staubfeiner medizinischer Kohle, die auch bei Verdauungsproblemen des Menschen eingesetzt wird. Hoffentlich nützt's! Wenn der Milchanteil geringer wird, sollte man vor einer Mahlzeit mit einer Pipette etwas Wasser ins Mäulchen träufeln, um den Flüssigkeitsbedarf zu decken.
    Fledermäuse vertilgen täglich bis zu einem Drittel ihres eigenes Körpergewichtes – das ist auch bei der Jungenaufzucht zu berücksichtigen. Es ist also durchaus viel zu füttern und anfangs in ganz kurzen Abständen, d. h. alle halbe Stunde. Allerdings sollte solch ein Winzling nie bis zum "Platzen" vollgestopft werden: Lieber einmal mehr wenig füttern als einmal zuviel auf einmal!

2. Futter

3. Auswilderung

Das Jagen ist Fledermäusen angeboren, so daß sie eigentlich in der Natur gut zurecht kommen sollten, wenn sie erst einmal fliegen können. Dennoch hört man über die richtige Auswilderung junger Flattermänner und -frauen unterschiedliche Meinungen: Die einen betonen, daß auch angeborene Verhaltensweisen erst geübt werden müssen; andere Experten meinen aus Erfahrung, daß es reiche, eine junge Fledermaus in eine Kolonie ihrer eigenen Art zu setzen oder zumindest dort auszusetzen, wo man regelmäßig Alttiere ihrer Art beim Jagen beobachten konnte.
    Schauen wir uns also die Situation in der Wochenstube an: In den ersten Tagen nach dem Ausfliegen und Jagen trinken junge Fledermäuse noch bei ihren Müttern, während sie ihre Jagdtechnik perfektionieren. Ohne dieses tägliche Zubrot könnten Jungtiere bei mäßigem Jagderfolg (etwa in einer Schlechtwetterperiode) schnell an Entkräftung sterben. Daraus lassen sich zwei Auswilderungsmethoden ableiten, die beide voraussetzen, daß das Jungtier bereits selbständig aus einem Futternapf frißt:

Die Entlassung eines jungen Fledertieres in die Freiheit bzw. Gemeinschaft von Artgenossen bedeutet nicht schon die endgültige Rettung: In der Natur erreicht die Kindersterblichkeit mancher Arten bis zu 50 Prozent. Allein die Tatsache aber, daß ein verwaistes Junges durch menschliche Hilfe eine zweite Chance erhält, stellt einen gewissen Ausgleich für die menschliche Zerstörungswut und Beitrag zum Natur- und Artenschutz dar.

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